Morgen, am 17.6. feiert  Gabriele Goncz das 20 jährige Jubiläum ihrer kleinen Kindertagesstätte ‚Sonnenstrahl‘ in Horstedt. So könnte ein Zeitungsartikel völlig selbstverständlich über ein Geschehen berichten und es klänge ganz normal. Aber, dass es diese Kindertagesstätte jetzt seit 20 Jahren im ‚Umkreis‘ gibt ist alles andere als normal. Es ist eher ein kleines Wunder, wie sich das Ganze entwickelt hat, genauer wie Gabi Goncz sich mit ihrer Intention hier in Horstedt entwickelt hat. Denn es ist ganz deutlich die Tat von Gabi gewesen diese ganz spezielle Form der Arbeit mit Kindern zu wollen und zu realisieren. Und es ist ebenso deutlich, dass diese Intention ein Milieu brauchte um sich realisieren zu können, also Eltern,  die diese Form einer Kindertagesstätte wollten und sie auch in jeder Hinsicht praktisch und finanziell mitgetragen haben. Und, das ist meine These, hinter diesen Eltern, haben die Kinder gewirkt, die in diese kleine Kindertagesstätte und zu Gabi kommen wollten! Auch dieser Zusammenhang ist noch relativ einfach zu denken. Etwas komplizierter wird es, wenn man versucht in die weitergehende Wirksamkeit hineinzugehen, die erst die Freilegung der eigenen Intention und gleichzeitig die Freilegung der schicksalhaften menschlichen Konstellationen ermöglicht hat.

Als Gabi vor ca. 30 Jahren auf unseren Hof kam, mit ihren zwei kleinen Mädchen und ihr Interesse an einem  Kennenlernen,  – auch wir hatten zwei kleine Mädchen im gleichen Alter und Abstand wie Gabi, da war zwar nicht abzusehen, was aus dieser Begegnung werden würde, aber im Rückblick war in dieser Begegnung schon alles angelegt. Das Interesse für Pädagogik/Waldorfpädagogik, Gaby war von Beruf Erzieherin, aber eben auch ein menschliches Interesse aneinander. Die örtliche Verbindung in Horstedt – ihr Ort (ihr Elternhaus) und wir, die wir neu hier in Horstedt waren auf unserem Resthof. Aber es gab auch schon unsere Intention, den ‚Umkreis e.V‘. Für mich war es von Anfang an klar, dass sowohl für meine  eigene Entwicklung, aber auch für die Entwicklung der Menschen, mit denen ich verbunden bin, eine Art ‚Hülle‘, eine menschlich-geistige Umgebung, ein Entwicklungsmilieu notwendig gebraucht wurde. Und ich habe, neben der Realisierung meiner eigenen Entwicklung, immer auch die Pflege und Gestaltung dieses Milieus betrieben. Für uns bedeutete das in den ersten Jahren ein gemeinsames intensives Studium der Anthroposophie mit der Frage, wie daraus eine aktuell wirksame Menschenkunde gewonnen werden konnte.

Die jahrelange intensive Arbeit hat tatsächlich einen solchen tragenden menschlichen Zusammenhang aufgebaut, aus dem heraus die einzelnen Menschen dann ihre ganz eigenen Intentionen freilegen und realisieren konnten. Und das ganz ohne Konferenzen, oder direkte Abstimmung, oder gegenseitige Beeinflussung. So haben die Menschen im Umkreis jeweils ihre ganz eigene Arbeitslebensform entwickelt und diese ist dann aber über sie hinaus wirksam geworden. Bei Gabi mit der Kita Sonnenstrahl für jeweils 10-12 Kinder vormittags (und als Tagesmutter auch für viele Kinder nachmittags) eine ganz von Gabi geprägte Kinderwirklichkeit, ohne große institutionelle ‚Nervereien‘. Stattdessen voll fokussiert auf die eigentliche Aufgabe, den kleinen Kindern einen guten Ort und eine gute Zeit zu geben, die ihrer Entwicklung dient. (Man kann leicht rechnen, wie viele Kinder in den 20 Jahren ‚Sonnenstrahl‘ erlebt haben). Aber auch die Erwachsenen, die Eltern, aber auch Gabis Mutter (!), ihr Ehemann und die Praktikantinnen haben ihren Anteil an dieser Wirklichkeit haben können.

Natürlich hat das Schaffen einer solchen ‚Insel für Kinder‘ auch für die Beteiligten ihren Preis gehabt – weniger Einkommen, viele Auseinandersetzungen mit Behörden. Gabi hat es geschafft immer wieder Freiräume innerhalb des starren Regelsystems deutscher Kindererziehung zu schaffen und in vielen Gesprächen die entsprechenden Menschen von der Schönheit und Sinnhaftigkeit ihres Angebotes persönlich zu überzeugen. Als rechtlicher und wirtschaftlicher Schutzraum konnte die mit der Gründung der Kindertagesstätte auch gegründete gemeinnützige Gesellschaft ‚Umkreis Entwicklungsgemeinschaften für Kinder, Jugendliche und Erwachsene‘ mbH genutzt werden. Auch das hat geholfen die Arbeit mit den Kindern möglichst frei zu halten von allen problematischen Einwirkungen, wie man sie oft in Kindergartenvereinen hat, in denen das Verhältnis Eltern-Erzieherinnen sich in ein Verhältnis von Vorgesetzten und Mitarbeiterinnen verwandeln kann.

Ich bin sehr glücklich, dass es Gabi tatsächlich gelungen ist, mit ihrer ganz persönlichen Form einer Kindertagesstätte (angegliedert an das eigene Wohnhaus) jetzt 20 Jahre wirksam für die vielen Kinder sein zu können. Dazu Gratulation vom Umkreis!

Roland Wiese 16.6.2023