Unseren 25. Geburtstag haben wir am Freitag den 5.4.2024 im Ratssaal in Rotenburg gefeiert. Mit über 100 Gästen, darunter viele Mitarbeiter*innen und Klient*innen, aber auch die drei Bürgermeister der Städte Rotenburg, Zeven und Bremervörde, dem Landrat des Landkreises Rotenburg, der Vorsitzenden des Paritätischen in Niedersachsen Kerstin Tack und Jörg Kehlenbeck von der psychiatrischen Klinik in Rotenburg. (Unten findet sich mein Redebeitrag, der die Anfänge der GESO als Thema hat)- Roland Wiese, 6.4.2024

„Ich will den einzelnen Menschen sehen“

25 Jahre GESO

Roland Wiese

Liebe Gäste, ich freue mich mit Ihnen/Euch heute unseren 25. Geburtstag Im Ratssaal von Rotenburg zu feiern. Und ich möchte mich bei allen bedanken, die den heutigen Tag möglich gemacht haben. Vor allem natürlich beim Bürgermeister und Gastgeber hier in Rotenburg!

Als erster von uns dreien, die etwas von der GESO erzählen wollen, möchte ich als  Beteiligter von Beginn an, einen Blick auf unsere Anfänge werfen, auf die Entwicklung der GESO. Denn wenn man richtig hinschaut, kann man in den vielen Anfängen in den letzten 25 Jahren ein wichtiges Prinzip, gewissermaßen unsere DNA finden, und diese zu kennen, ist vielleicht auch für die Gegenwart und Zukunft wichtig.

Die GESO steht ja für Sozialpsychiatrie und für ein gemeindenahes Angebot für Menschen, die psychisch erkrankt sind oder waren. Aber für mich war das Psychiatrische nie das vordergründige Thema. Für mich waren es immer ganz konkrete einzelne Menschen, denen ich in ihrem Leben begegnet bin und die Unterstützung wollten und brauchten.

 

Unsere Geburtstagsfeier für die GESO steht ja unter einem bestimmten Motto. Auf Ihrer/eurer Einladungskarte finden Sie, findet ihr den Satz: Ich will den Menschen sehen. Dieser Satz könnte auch so eine Art Leitbild Motto sein, wie ihn Einrichtungen sich heute gerne auf die Fahne schreiben: Der Mensch im Mittelpunkt! Klingt immer ein bisschen bedrohlich und meist steht doch die Einrichtung selbst im Mittelpunkt.  Der Satz ist auch so nicht ganz komplett . Er hieß eigentlich: Ich will den einzelnen Menschen sehen! Klingt schon etwas konkreter.  Und der Satz fiel in einem Gespräch der Gesellschafter der GESO im Hinblick auf unser Jubiläum. Gesagt hat ihn von Andreas von Glahn, ich habe ihn gehört und hatte das Gefühl, dieser Satz trifft eigentlich ziemlich genau das, was die DNA der GESO und auch die DNA  ihrer Gesellschafter, also Tandem, Umkreis und Steinfelder Wohngruppen,  ist. Hätte ich den Satz nicht gehört! und hätte ihn beachtet und etwas aus ihm herausgehört, und ihn  aufgegriffen,  gäbe es diesen Satz jetzt nicht heute hier als Motto unserer Veranstaltung. Also wessen Satz ist das jetzt eigentlich? Vielleicht unser gemeinsamer? Wer sagt etwas, wer hört es?

Es geht nicht darum mit diesem Satz, irgendein metaphysisches Leitbild zu konstruieren, sondern er trifft  eigentlich die Entwicklung und das Ziel der GESO perfekt!  Es geht um den einzelnen Menschen, das ist das Prinzip, ganz praktisch, wie die GESO entstanden ist und  sich auch dann in den letzten 25 Jahren entwickelt hat. Das möchte ich gerne heute einmal in Erinnerung bringen. Denn wenn eine Einrichtung so groß geworden ist wie die GESO inzwischen, ca. 100 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und ca. 400 Menschen, die von uns begleitet und unterstützt werden, also so selbstverständlich im Alltag genutzt und gebraucht wird, dann täuscht das manchmal darüber hinweg, wie sie in Wirklichkeit entstanden ist und auch eigentlich auch heute immer wieder neu entsteht oder zumindest entstehen könnte und müsste: aus den Entwicklungs- Bewegungen der einzelnen Menschen heraus.

Eine zweite naheliegende Deutung dieses Satzes könnte darin bestehen, dass man denkt, klar, die GESO ist ein sozialer Dienstleister, die müssen sich um  einzelne Menschen kümmern, also müssen sie auch den einzelnen Menschen sehen und seinen Hilfebedarf feststellen, damit sie ihm dann richtig helfen können. Auch das ist hier und heute nicht gemeint.

Was wirklich gemeint ist, ist die Tatsache, dass wir alle hier heute nicht stehen und sitzen würden, und nicht die wären, die wir geworden sind, wenn wir nicht vor mehr als 25 Jahren, ich sage mal ca. vor 30 Jahren, in einzelnen Menschen etwas gesehen hätten, was uns in eine Bewegung gebracht hat, in eine Bewegung, die am Anfang noch nicht wusste, was aus ihr wird. Um diese Anfangsbewegung geht es mir. Diese Bewegung war zwangsläufig ein bisschen naiv und unschuldig. Sie hatte keinen Plan, kein Konzept. Aber woraus hat sie sich eigentlich gespeist?

Am Anfang waren einzelne Menschen, die jeweils, und jetzt kommt die paradoxe Botschaft, in den Einrichtungen, in denen sie waren, damit ihnen geholfen wurde, nicht klarkamen, oder die erst gar nicht in die bestehenden Einrichtungen wollten.  Der Umkreis e.V. und der Tandem e.V. wurden Ende der achtziger und Anfang der neunziger gegründet, nicht um eine neue Einrichtung zu schaffen, sondern um  sich mit einzelnen Menschen zu verbinden, die da wo sie waren, nicht richtig waren. Dafür kann es viele Gründe geben. Ein junger Mann, der  angeblich nicht gruppentauglich war, eine junge Frau schwanger und psychisch krank, die nicht mehr im Wohnheim sein sollte und wollte, andere Menschen, die in ihren Einrichtungen (ich nenne heute keine Namen) rausgeflogen waren oder selbst gegangen waren. Man kann natürlich in diesem ‚Nicht-Gelingen‘ etwas hilfsbedürftiges sehen, man kann aber auch darin etwas anderes erleben. Man kann in dem anderen Menschen trotz der ganzen Schwierigkeiten ein Potential erleben. Und wenn man dem dann folgt und dem nachgeht passiert etwas sehr merkwürdiges. Man schafft gemeinsam etwas Neues. Man entwickelt sich wechselseitig durch den anderen! Es stellt sich dann rückblickend  die Frage, und in Bezug auf meine Biografie, darf ich das glaube ich wirklich sagen, wer wäre ich denn, ohne diese wechselseitige Entwicklung, die  heute  mein Leben geworden ist. Wer hat da eigentlich wem geholfen?

Tandem und Umkreis hatten schon vor der Gründung der GESO  zusammen ca. 50 Menschen in der ambulanten Einzelbetreuung. Die es offiziell gar nicht gab. Das hatte sich ganz ohne Plan und Konzept aus der Annahme konkreter einzelner Lebenssituationen so entwickelt. Übrigens war es in dieser Zeit Anfang der neunziger Jahre keinesfalls selbstverständlich, dass Menschen auch Hilfe außerhalb von stationären Einrichtungen bekommen konnten – also ambulant in ihrem eigenen Leben.

Dass das rechtlich möglich ist  und auch praktisch geht, hat mir Frau Professor Puckhaber in einem Vortrag 1987 in Göttingen eingebläut. Diese wirklich mutige Frau hatte im Paritätischen schon 1979 den ‚Arbeitskreis Hilfen für seelische Behinderte‘ gegründet und  immer für die Hilfe und den Rechtsanspruch für den einzelnen Menschen aktiv gekämpft. Mich hat das überzeugt, dass auch einzelne Menschen in ihrem Leben einen Anspruch auf Unterstützung haben, ohne ihr eigenes Leben aufgeben zu müssen.

Auch wir mussten damals gegen viele Widerstände immer wieder für einzelne Menschen für dieses Recht kämpfen. Für diesen Kampf damals unter schwierigen ökonomischen und menschlichen Bedingungen hätten wir und die Menschen mit uns eigentlich einen Orden verdient. Andreas von Glahn sagt gerne, die eigentlich schwierige Zeit war die Zeit vor der GESO! Das war so!

Dass es heute eine GESO gibt ist auch keine Erfindung von uns selbst. Wir haben sie uns nicht ausgedacht. Sondern wir drei Gesellschafter sind zur GESO gezwungen worden. Der Landkreis und die Klinik wollten, und das ist ja auch nachvollziehbar und sinnvoll, für das gesamte Kreisgebiet einen Ansprechpartner für das Ambulant Betreute Wohnen. Die GESO ist eigentlich im Büro des Landrates gegründet worden unter massiver Geburtshilfe,  vom damaligen Chefarzt der Psychiatrie Andreas Thiel! Und da man den zwei Vereinen, Umkreis und Tandem nicht so wirklich über den Weg traute, sollte mit den Steinfelder Wohngruppen, das Wohnheim als seriöser Partner gewährleisten, dass das auch funktioniert.

Angeblich ist das ja mit den Dreier-Koalitionen schwierig, wir haben die letzten 25 Jahre bewiesen, dass es auch anders geht. Viel Streit hatten wir nicht! Weil wir uns als einzelne Menschen trotz unserer großen  Verschiedenheit gesehen und gelassen haben, bzw. die Verschiedenheit konstruktiv genutzt haben. Und weil wir neben der GESO auch unsere eigenen Entwicklungsräume Umkreis, Tandem und Steinfelder Wohngruppen behalten und weiterentwickelt haben.  Diese ‚Umgebung‘ hat die GESO immer befördert. Auch hier eine wechselseitige Entwicklung ohne Konkurrenz.

Dadurch ist aber auch die GESO selbst eine ungewöhnliche Einrichtung geworden, nicht einheitlich durchstrukturiert, eher föderal, sehr ortsbezogen und auch sehr von den einzelnen Menschen an den jeweiligen  Orten geprägt. Im Vordergrund stehen die einzelnen Orte, wie das KUBUS, das Quab, der Gärtnerhof, die BBG usw. Die GESO war eigentlich immer mehr der Hintergrund für diese einzelnen Orte.  Wenig institutionell, wenig hierarchisch, aber sehr mobil und dynamisch.  GESO ist natürlich auch ein wichtiger  Zusammenhalt für die vielen einzelnen Betreuer, die die einzelnen Menschen besuchen und unterstützen. Aber selbst in diesem Arbeitsfeld gibt es in den drei Teams sehr unterschiedliche Identitäten und Kulturen. Das macht es manchmal nicht leicht, gemeinsame Strukturen zu schaffen!

Aber dass sich die GESO so entwickelt hat, wie sie heute dasteht, ist auch dem oben geschilderten Prinzip zu verdanken. Den einzelnen Menschen sehen wollen. Denn der Auftrag des Landkreises an die GESO war ja nur Ambulant Betreutes Wohnen für 30 Menschen zu schaffen. Im ganzen Landkreis!

Wir haben am 1.4.1999 mit 4 Mitarbeiter*innen und 24 Klient*innen begonnen.

Ich möchte die Mitarbeiter’innen vom Anfang doch hier einmal würdigen! Martina Wetzel Günnemann, kam nach ihrem Anerkennungsjahr vom Sozialpsychiatrischen Dienst, Iris Parry kam aus den Steinfelder Wohngruppen, Klaus Bruns und ich kamen aus der Arbeit des Umkreis e.V.; Klaus geht im nächsten Monat in den Ruhestand. Die GESO befindet sich auch in einem Generationenwechsel.

Martina war alleine für den ganzen nördlichen Landkreis zuständig, Zeven und Bremervörde!  Das ist heute unvorstellbar. Wir anderen waren im südlichen Kreisgebiet unterwegs. Unsere Büros waren in Rotenburg in der Bahnhofsstraße und in Bremervörde im Tandem Treff. Im August kamen dann noch Annemarie Wagner, die auch schon alleine  Einzelbetreuungen durchgeführt hatte und Andreas von Glahn (mit einem einzelnen Menschen)  dazu.

Auch die weitere Entwicklung der GESO ist nicht einem Masterplan geschuldet, sondern einzelnen Menschen. Elfi Wiese hat in den Büroräumen in Rotenburg die erste Malgruppe eingerichtet. Später dann mit Ulrike Droste und Martina die Kreativgruppe in Zeven. Und mit Ulrike ist auch der Mensch zu uns gestoßen, der das Tätigsein mit den Menschen im Fokus hatte. Sie wollte einen Ort wie die Tagesstätte, wo man mit den Menschen tätig sein konnte und dadurch auch einen Ort für neue Entwicklungen, für neue Beziehungen, neue Erfahrungen, neues Selbstbewusstsein.  Ich bin wie gesagt ein überzeugter Ambulanter, ich hatte nichts mit Tagesstätte am Hut. Aber Ulrike hat mich überzeugt, dass das nötig ist und das sie das tun will! Die Tagesstätte Quab ist insofern durch Ulrike und Elfi und später Helga Hauch initiiert worden. Ulrike ist am 1.1.2000 zu uns gekommen. Im Oktober 2001 stand dann in Zeven eine Tagesstätte, neu gebaut und eingerichtet: Das Quab!

Und schon nach kurzer Zeit sahen die Mitarbeiterinnen dort, dass sich die Teilnehmer*innen so weit entwickelt hatten, dass sie eigentlich mehr arbeiten konnten und wollten, als die Tagesstätte bieten konnte. Und so kam die Frage nach einem realen Arbeitsort aus der Arbeit dort. Und gleichzeitig kam auch die Frage aus der Baumschule Gärtnerhof Badenstedt nach einem neuen Entwicklungsschritt für den Betrieb. Und Dietmar Schlüter und ich haben lange miteinander gesprochen und abgewogen welche Form wir für eine solche Entwicklung wählen sollten. Wir haben uns dann für dafür entschieden, das Wagnis einzugehen, einen wirklichen Betrieb mit Kunden und Produkten mit der Form einer WfbM zu verbinden und so entstand 2005 der Gärtnerhof Badenstedt WfbM. Und die Menschen, die bisher ausschließlich mit Bäumen gearbeitet hatten, entschieden sich, sich weiterzuqualifizieren und in der neuen Form jetzt mit Menschen und Bäumen zu arbeiten. Nur so, mit ihnen,  konnte das Kunststück gelingen einen wirklichen sozialen Betrieb zu schaffen! Dietmar Schlüter ist im November letzten Jahres verstorben. Auch an ihn soll hier erinnert werden.

Ein weiterer einzelner Mensch sei hier genannt, und das immer nur exemplarisch, weil alle Menschen mit ihren Beiträgen zu nennen, würde den Rahmen hier sprengen, aber es gab noch jemanden in der GESO, der dazu beigetragen hat, dass die GESO ihr erstes eigenes Zuhause bekam. Und dass war Maren Bowe-Bömeke. Maren brauchte unbedingt einen Ort, an dem sie leben konnte, was sie am liebsten tat, mit Menschen gemeinsam Zeit gestalten. Sie tat das schon die ganze Zeit in den Räumen des Frühstückstreffs des Diakonischen Werkes, aber dort musste immer alles aufgebaut und wieder weggeräumt werden, man war nur zu Gast. Und so wurde auf einer Klausur der Mitarbeiter*innen in Bredbeck das deutliche Motiv erarbeitet: Wir brauchen ein eigenes Haus! 2010 sind wir dann aus der Bahnhofstraße in die Nordstraße gezogen. Und damit war das KUBUS  als Begegnungsstätte geboren und die GESO hatte eine eigene sichtbare Gestalt bekommen. Bis dahin waren wir in Rotenburg nahezu unsichtbar, undercover gewesen.

Auch für den Ort Zeven gibt es einen solchen Menschen: Claudia Hesse, ein echtes Eigengewächs aus unserem Nachwuchszentrum, sagt man doch im Fußball. Praktikum für das Studium, Anerkennungsjahr bei uns, und seitdem in der Region Zeven engagiert tätig als Teamleitung ABW, Leitung Begegnungsstätte und Leitung Alltagsbegleitung. Ihr verdanken wir auch ein Wohnprojekt in Zeven, das auf ihre Initiative mit Klientinnen zum gemeinschaftlichen Wohnen hin geschaffen wurde. Sie hat ein wichtiges Thema unserer Arbeit, die Frage nach vernünftigem und bezahlbarem Wohnraum immer wieder auf die Tagesordnung gebracht.

Und für den Norden ist es natürlich Andreas von Glahn, der die Entwicklungen dort initiiert und organisiert hat und eine ganze Landschaft von Orten mit Tandem und GESO  gestaltet hat. Die BBG, inzwischen Zuverdienst Betrieb,  ist ein gutes Beispiel für einen solchen inklusiven Entwicklungsort, der Arbeit und Teilhabe an Kultur und Kunst bietet.

Es war ja kein fertiger Plan, der sich mit und durch die GESO  realisiert hat, trotzdem zeigt sich heute eine wichtige Grundfigur: Ja es geht um den einzelnen Menschen! Das betrifft Klient*innen und Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gleichermaßen!  Es geht um ihre Entwicklung!

Und gleichzeitig geht es darum reale Orte und Milieus zu entwickeln, in denen solche Entwicklungen angeregt werden, die aber auch eine Umgebung bieten, in denen die Menschen sich erst einmal erproben können, ohne dass man gleich nach den üblichen Maßstäben von Erfolg und Misserfolg beurteilt wird. Ich sage dies sehr deutlich, weil solche Milieus und Orte oft kritisiert werden als Ghettobildungen  Unsere Orte sind reale Entwicklungsorte für viele Menschen! Ich könnte viele solcher Entwicklungs-Geschichten hier erzählen.

Wenn man jetzt auf die GESO schaut, was hat die  die GESO als Organisation eigentlich ausgemacht in diesen Entwicklungen, – das gleiche Prinzip. Einzelne Menschen beraten und entscheiden sehr konkret und kurzfristig über die Projekte. Kollegen aus anderen Einrichtungen haben sich oft gewundert wie schnell wir zu Entscheidungen kommen und in die Tat. Man wird sehen, wie lange ein solches Prinzip in einer größer werdenden Einrichtung funktionieren kann. Aber bisher waren auch die Geschäftsführer und die Gesellschafter immer in dieser Weise unterwegs. Rainer und Jan Kruse, haben selbst immer wieder formuliert, es geht ihnen um das Vertrauen in die einzelnen Menschen der GESO! Und mit diesem Vertrauen und der entsprechenden wirtschaftlichen Vernunft konnten innerhalb kürzester Zeit Entscheidungen getroffen werden und auch gemeinsam unsere Projekte realisiert werden. Das ganze ohne Gremien und feste Sitzungsstrukturen, aber immer am Puls  und nah dran seiend! Dafür ein großes Danke von mir! Das hat uns viel Lebenszeit gespart für wichtigere Dinge, und der GESO eine entsprechende Entwicklung ermöglicht.

Es gibt heute in unserer wissenschaftlich geprägten Wirklichkeit zwei Begriffe an denen man sich gerne abstützt, wenn es ums gesichertes Handeln geht: evidenzbasiert und regelbasiert. Für alles gibt es heute eine Studie, die man zitiert,  für alles eine Regel oder Gesetz.  Beide Handlungsweisen haben gute Gründe für sich. Aber immer öfter kommen diese Handlungsarten an ihre Grenzen, denn sie orientieren sich zwangsläufig immer an der Vergangenheit. Für das Handeln aus der Zukunft braucht es einen komplett anderen Ansatz. Ich glaube das ist in den letzten Jahren insgesamt sehr deutlich geworden. Ich möchte deshalb heute einen Begriff dazufügen: Ich-basiert. Und dieses ichbasierte Handeln findet sein Motiv  und seinen Inhalt paradoxerweise gar nicht so sehr in sich selbst. Das in sich hinein Grübeln fördert nicht unbedingt die Selbsterkenntnis! Es findet sich im anderen Menschen und in der Sache und damit in meinem peripheren Ich!  Mein Ich ist eigentlich da draußen. Den einzelnen Menschen sehen wollen, heißt eigentlich das eigene zukünftige Ich sehen zu wollen. Man sieht, was zu tun ist, was von mir zu tun ist! Den einzelnen Menschen sehen, bedeutet in die Zukunft schauen zu können, ohne sie aus der Vergangenheit ableiten zu müssen. In diesem Sinne wünsche ich der GESO ganz viel Zukunft!

Für mich ist das heute hier auch eine gute Gelegenheit mich öffentlich zu verabschieden. Ich habe vor einem Jahr meine Arbeit und mein Büro hier in Rotenburg übergeben. Michael Hüppe war so freundlich genau zur rechten Zeit zu erscheinen und mich zu entlasten und einen Teil der Aufgaben zu übernehmen. Deshalb auch öffentlich einmal an dieser Stelle ein großes Danke an alle Menschen, mit denen ich in den 24 Jahren zusammen wirken konnte. Es war mir eine Freude!

 

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